Im „Café Rotkehlchen“ wird Helfen rasch zur Passion - Elisabeth Rumbold ist bereits seit zehn Jahren ehrenamtliche Demenz-Betreuerin
Bereits seit rund 15 Jahren gibt es beim DRK Kreisverband Hochtaunus das „Café Rotkehlchen“, eine Betreuungsgruppe für Menschen mit Demenz, die dienstags, donnerstags und freitags von 14 bis 17 Uhr geöffnet ist. Die Gruppe stellt eine Entlastung für pflegende Angehörige dar und setzt bei der Betreuung auf inklusive Maßnahmen, um Menschen mit Demenz aktiv in die Gesellschaft einzubeziehen. Dafür braucht es ein engagiertes, ehrenamtlich arbeitendes Helferteam. Elisabeth Rumbold gehört dazu, seit zehn Jahren schon. Und sie hat immer noch Spaß daran.
Wie oft Elisabeth Rumbold schon „am Roten Kreuz“ in der Kaiser-Friedrich-Promenade vorbeigefahren ist, bis sie in einer Zeitung die Anzeige vom „Café Rotkehlchen“, das ehrenamtliche Helfer für die Betreuung an Demenz Erkrankter suchte, gesehen und gelesen hat, weiß die 72-jährige Bad Homburgerin gar nicht mehr. Sie weiß nur, dass sie irgendwann den Entschluss gefasst hat, mehr darüber wissen zu wollen. Und nicht nur das, sie wollte auch helfen. Mit Demenz hatte die gelernte Notariatsfachangestellte bis dato noch nie direkt zu tun, aber schon viel darüber gehört, auch dass es jeden treffen kann und dass der Umgang mit dieser immer noch nicht heilbaren Krankheit, die am Ende nebelgleich den Mantel des Vergessens über ganze Biografien breitet, für die Familien der Betroffenen nicht einfach ist. Und bevor es einen der ihren trifft, wollte Elisabeth Rumbold wissen, wie damit umzugehen ist. Das ist jetzt zehn Jahre her. Und sie ist immer noch mit großer Freude dabei, gehört längst zum Inventar.
Elisabeth Rumbold, die dankbar ist, dass sie und ihre Familie bisher keine Berührungspunkte mit der Krankheit haben und hatten, hat damals nicht lange gezögert, mithelfen zu wollen und sich von der damaligen Leiterin Sigrid Bohrmann nur allzu gerne in das kleine Betreuungsteam eingliedern zu lassen. Mit ihr kam sie gleich „gut zurecht“ und auch mit Jens Berger, Bohrmanns Nachfolger als „Café Rotkehlchen“-Chef, entwickelte sich rasch ein sehr herzlicher Kontakt.
Rumbold wollte schon immer ehrenamtlich arbeiten, ließ sich nach ihrer Pensionierung zur „ehrenamtlichen Fürsorgerin“ qualifizieren und engagierte sich in der evangelischen Kirchengemeinde in Dreieich, wo sie damals gelebt hat, bevor es sie und ihren Mann nah Bad Homburg gezogen hat. Mit ihrer Fähigkeit, Hilfsbedürftigen und Kranken eine Stütze zu sein, eine Engelsgeduld gepaart mit einer großen Portion Empathie aufzubringen, wurde Elisabeth Rumbold schnell zur Idealbesetzung. Sich auf die Bedürfnisse der Klienten einzulassen, sei ihr nie schwergefallen, sagt sie. Dazu beigetragen habe aber auch die sehr qualifizierte Schulung und professionelle Begleitung, die alle ehrenamtlichen Demenz-Betreuer beim Deutschen Roten Kreuz erhalten.
Im Café Rotkehlchen finden bis zu sechs Personen am Dienstag, Donnerstag und Freitag in der Zeit von 14 bis 17 Uhr einen Betreuungsplatz. „Sechs Besucher, die wir meistens im Verhältnis 1:2 sehr gut betreuen können, sind eine vernünftige Größe“, sagt Jens Berger. In der Betreuung wird Wert auf die Bedürfnisse des Einzelnen gelegt, um so bestmöglich die noch vorhandenen Stärken und Interessen der zu betreuenden Personen zu erkennen und diese zu fördern. Die Pandemie hat jedoch tiefe Risse hinterlassen: „Unsere Kapazität von wöchentlich 18 Klienten wird zur Zeit nur zur Hälfte ausgeschöpft, viele sind nach der langen Pause nicht mehr gekommen, wir haben also noch Luft“, hofft Jens Berger, dass vielleicht bald doch wieder alle Stühle um den großen Tisch herum besetzt sein werden.
Trotz ihrer 72 putzmunteren Jahren auf der Lebensuhr ist Elisabeth Rumbold außerordentlich aktiv geblieben. Nach wie vor arbeitet sie stundenweise in ihrem alten Notariat, sie wandert gerne, bespaßt mit Freude ihre Enkelin, treibt Sport und hat dennoch Zeit über, die sie neben der Arbeit im „Café Rotkehlchen“ im „aktivierenden Hausbesuchsdienst“ verbringt. Dieser Service des DRK ist für ehemalige Stammgäste des „Café Rotkehlchen“ gedacht, die die Treffen selbst nicht mehr aufsuchen können und nicht mehr gruppenfähig sind. „Meine Aufgabe besteht darin, diese Menschen, die mir mit der Zeit richtig ans Herz gewachsen sind, körperlich und geistig so lange in Bewegung zu halten, wie irgend möglich, wir hören dann Musik, singen, versuchen Erinnerungen erlebbar zu machen und bewegen uns, soweit das im Sitzen möglich ist, gerne auch bis ganz zum Schluss“, erzählt sie begeistert. Auch für diesen speziellen Betreuungsdienst hat Elisabeth Rumbold eine Schulung durchlaufen.
Fünf Klienten nehmen diesen Service momentan in Anspruch. Die Leistungen werden bei Vorliegen eines Pflegegrades von den Krankenkassen erstattet. Demenzbetroffene ab Pflegegrad I haben Anspruch auf eine monatliche Entlastungsleistung in Höhe von 125 Euro für derartige niederschwelligen Angebote wie dem „Café Rotkehlchen“. Diese Unterstützung hilft den Familien zwar, deckt aber den Aufwand nur zum Teil, denn für einen Nachmittag fallen pro Person 65 Euro an. „Dafür müssen wir den Kleinbus unterhalten, Bastelmaterial kaufen, Getränke besorgen, dann wird auch mal gemeinsam gebacken, der Raum in der Begegnungsstätte muss geheizt werden, und, und, und… Ohne die ehrenamtlichen Dienste unser Betreuer wäre das alles gar nicht zu finanzieren“, sagt Jens Berger, der froh und glücklich ist, dass es Menschen wie Elisabeth Rumbold gibt, die ins „Café Rotkehlchen“ kommen und helfen.
Noch froher und glücklicher wäre er, wenn es noch ein paar mehr davon wären. Bei Interesse ist Jens Berger dienstags bis freitags erreichbar unter der Rufnummer 06172 129545.
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Das Rotkehlchen-Symbol verbindet Jens Berger und Elisabeth Rumbold nun schon seit zehn Jahren. Foto: DRK-Pressestelle