Landrat: Auf das DRK ist Verlass
Rotkreuz-Kreisverband sieht sich nach großen Herausforderungen 2023 vor noch größeren im Jahr 2024 gestellt Hinter dem DRK-Kreisverband Hochtaunus liegt ein anstrengendes Jahr 2023. Am Dienstag zog der mit knapp 7100 Mitgliedern kreisweit größte Verein, der mit 480 Mitarbeitern fast schon das Format eines mittelständischen Unternehmens hat, mit 1014 ehrenamtlichen Helfern aber auch eine „gesunde Mischung aus Haupt- und Ehrenamt“ ist, eine positive Jahresbilanz. Rund 60 Delegierte der zwölf DRK-Ortsvereine waren dazu in der Kronberger Stadthalle zu ihrer Jahrestagung zusammengekommen. Verantwortliche aller Sparten des Präsidiums, an der Spitze Präsident Jürgen Banzer, zeigten sich zuversichtlich, dass der Kreisverband auch in Zukunft eine stabile und in der Gesellschaft fest verwurzelte Größe bleibt. Man sei stolz auf das 2023 geleistete und optimistisch, dass auch 2024 ein Jahr des Erfolgs werden wird, trotz wachsender Aufgaben. Nach der Herausforderung ist vor der Herausforderung.
Jürgen Banzer, Präsident des DRK-Kreisverbandes Hochtaunus, zeigte sich mit der auf vielen Gebieten geleisteten Arbeit des Verbandes im vergangenen Jahr mehr als zufrieden. Vor der Jahresversammlung, zu der am Dienstag rund 60 Delegierte der zwölf DRK-Ortsvereine in der Kronberger Stadthalle zusammengekommen waren, sagte er, diese äußerst vielfältige Arbeit sei für alle damit befassten Kräfte sehr herausfordernd, werde aber mit großem Engagement und Empathie von jedem einzelnen angenommen und erfüllt, wenn es sein müsse, Tag und Nacht. Dass neben den 480 hauptamtlichen Kräften im Kreisverband sowie den 1014 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern auch noch knapp 7100 Fördermitglieder dazukämen, unterstreiche die Stellung des DRK in der Zivilgesellschaft. Damit sei das DRK der größte Verein im Hochtaunuskreis. Man werde mit einem ganzen Bündel an Werbemaßnahmen und Imagekampagnen alles daransetzen, dass die DRK-Familie noch weiterwächst. Gerade die Fördermitglieder leisteten einen unverzichtbaren Anteil zur Finanzierung der Ehrenamtsarbeit in den Ortsvereinen, etwa bei der Ausbildung. Von elementarer Bedeutung sei aber auch, dass der Hochtaunuskreis das DRK trotz schwieriger finanzieller Rahmenbedingungen nach Kräften bei seinen Projekten unterstütze. Immer wieder solche Beträge bereit- und in Aussicht zu stellen, zum Beispiel beim Ausbau der Infrastruktur der Ortsvereine wie zuletzt in Usingen oder Friedrichsdorf und künftig wohl auch in Oberursel, sei alles andere als selbstverständlich, aber: „Wie die Feuerwehr als kommunale Pflichtaufgabe, braucht auch das DRK als Hilfs- und Rettungsorganisation die Unterstützung der öffentlichen Hand“, sagte Banzer. Diese Bezuschussung mache es überhaupt erst möglich, die an das DRK gestellten Aufgaben zu erfüllen, aber auch die nötigen Rahmenbedingungen für das Ehrenamt zu schaffen, ohne das DRK nun mal nicht funktioniere.
Landrat Ulrich Krebs, der zugleich auch für Carsten Lauer, Kreisbrandinspektor und Leiter Katastrophenschutz, sprach, betonte die reibungslos funktionierende Zusammenarbeit zwischen DRK und Katastrophenschutz auf Augenhöhe. Zuletzt habe sich das bei dem zermürbenden Brand am Altkönig, aber auch bei vielen anderen Einsatzszenarien im Kreisgebiet gezeigt. Das DRK stehe aber nicht nur im Notfalleinsatz an der Seite der Feuerwehren und anderen Hilfeleistungsorganisationen, es sei darüber hinaus auch ein unverzichtbarer Bestandteil des sozialen Lebens, „es ist Teil der Gesellschaft“. Krebs hob in diesem Zusammenhang den ehrenamtlichen Rettungsdienst, aber auch die Flüchtlingsbetreuung sowie die Wohlfahrts- und Sozialarbeit des DRK hervor. Es sei nicht einfach, Großinvestitionen wie zuletzt den Aufbau eines zentralen Katastrophenstützpunktes in Usingen, den Bau von Rettungswachen und den Neubau der Ortsvereinigung Friedrichsdorf oder Ertüchtigung der Station der Bergwacht Großer Feldberg im notwendigen Maß zu unterstützen, letztendlich leiste man zur Verbesserung der Sicherheit diesen Betrag aber gerne, „auf das DRK ist nämlich immer Verlass, quer durch alle Einheiten und Aufgabenbereiche“, so Krebs abschließend.
Auch DRK-Kreisgeschäftsführer Heiko Selzer sieht seinen Verband vor schwierigen Aufgaben bei immer schwieriger werdenden gesellschaftlichen, aber auch gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen. „Unsere Aufgaben werden nicht weniger“, sagte er. Gleichwohl zeigte sich Selzer überzeugt, dass der DRK-Kreisverband all diese Aufgaben in gewohnter Manier schultern wird. Größtes und logistisch kompliziertestes Projekt ist dabei sicher die Zusammenführung der derzeit noch auf mehrere Standorte in Bad Homburg und Friedrichsdorf verteilten Bereiche Geschäftsführung, Verwaltung, Katastrophenschutz, Wohlfahrts- und Sozialarbeit sowie des Bildungszentrums am neuen Standort in der Justus-von-Liebig-Straße, dem ehemaligen PIV-Gelände. Der Umzug stehe kurz bevor. Wichtig war es Selzer auch, zu betonen, dass die Zusammenarbeit zwischen DRK und Landkreis „hervorragend funktioniert“. Gerade im Katastrophenschutz, einer der wichtigsten Säulen der Gefahrenabwehr im Kreisgebiet, arbeite man Hand in Hand auf Augenhöhe. Auch finanziell stehe der Landkreis als verlässlicher Partner fest an der Seite des DRK. Ohne die Unterstützung des Kreises wären die ehrgeizigen, für den Fortbestand des DRK als Rettungsorganisation, aber auch als Sozialverband nötigen Projekte des vergangenen, aber auch des laufenden Jahres und darüber hinaus kaum zu stemmen.
„Bauen ist für uns ein großes Thema“: Axel Bangert, Projektleitung Bauwesen beim Kreisverband, berichtete von laufenden und kurz vor dem Auftakt stehenden Investitionen im Gesamtumfang von weit über sechs Millionen Euro. Es sei äußerst schwierig, passende Liegenschaften für die notwendigen Neubauten zu finden, vor allem auch finanziell. Dass sich für den neuen Katastrophenschutzstützpunkt des Usinger Ortsvereins ein fast neuwertiger Gewerbebau gefunden habe, „den wir selbst nicht anders gebaut hätten“, sei ein Glücksfall gewesen, sagte Bangert. Derzeit laufe bereits die Ausschreibung für das neue Domizil des Friedrichsdorfer DRK, das Ende 2025 in Betrieb gehen könne. Dieses Ziel habe man auch in Oberursel, wo im Gewerbegebiet Hammergarten ein Neubau, der Rettungswache und Ortsverein synergetisch unter einem Dach zusammenführen wird, entstehen soll. Allein dieses Projekt binde Mittel im Gesamtumfang von mehr als fünf Millionen Euro. Weit fortgeschritten sei auch der Planungsstand beim Bau der neuen Rettungswache in Neu-Anspach. Der Rohbau werde noch in diesem Jahr errichtet, Fertigstellung und Bezug sollen ebenfalls 2025 erfolgen.
2024 und in den Folgejahren will der DRK Kreisverband verstärkt Mitgliederwerbung betreiben und sich dazu an der bundesweiten „DRK-Strategie 2030“ ausrichten, damit werde das Ziel einer Verbreiterung der Basis beim Ehrenamt verfolgt, erklärten Kreisbereitschaftsleiter und Ehrenamtskoordinator Mark Henning sowie der Rotkreuzbeauftragte Uwe Riehl. 30800 geleistete Ehrenamtsstunden im Jahr 2023, weit mehr als im Vorjahr, seien eine gute Basis dafür, darauf könne man weiter aufbauen. Riehl erinnerte an die teils über etliche Tage dauernden Verpflegungs- und Betreuungseinsätze für die Multifunktionalen Einsatzeinheiten beim Altkönigbrand, aber auch bei diversen Wohnhausbränden sowie zuletzt beim plötzlichen Wintereinbruch mit zahlreichen gestrandeten Autofahrern im Feldberggebiet am 27. November 2023 und den großen Erfolg der bundesweit einmaligen Blackout-Übung „Taurus“ mit 120 Teilnehmern aus dem Kreisverband. Zur Fußballeuropameisterschaft vom 14. Juni bis zum 14. Juli erwarte den DRK-Kreisverband eine äußerst schwierige Aufgabe. Am DRK sei es, für fünf Spiele im Deutsche-Bank-Park in Frankfurt zwei komplette Katstrophenschutzzüge, jeweils rund 60 Kräfte, zu stellen. Henning berichtete über die Solferino-Reise im Juni 2023 mit der Teilnahme an der „Fiaccolata“ gemeinsam mit Tausenden Rotkreuz- und Rothalbmond-Vertretern aus ganz Europa. Der Fackelzug auf den Spuren des Rotkreuz-Gründers Henry Dunant während der Schlacht von Solferino 1859 sei den rund 50 Mitreisenden aus dem Kreisverband noch immer als „Gänsehaut-Moment“ in lebhafter Erinnerung. „2024 klappt es mit der Wiederholung zwar nicht, aber 2025 sind wir wieder dabei“, sagte Henning. Außer bewegenden Erinnerungen habe die Reise aber noch einen weiteren Effekt gehabt. Während des Besuchs habe es sich ergeben, dass ein Kreisverband des Italienischen Roten Kreuzes (RCI) direkt am Gardasee Interesse an einer Partnerschaft mit dem DRK Kreisverband Hochtaunus entwickelt hat. Im Juni oder Juli werde dazu eine kleine Sondierungsdelegation des RCI im Hochtaunuskreis erwartet.
Eine DRK-Kreisdelegierte aus dem Usinger Land war zu Beginn des „gemütlichen Teils“ der DRK-Kreisversammlung am Dienstag vom kalt-warmen Büfett so begeistert, dass sie sich gleich nach dem Namen des Caterers erkundigte. „…steht draußen im Flur, sind unsere Jungs und Mädels“, wurde ihr bedeutet. In der Tat hatte sich der Kronberger Verpflegungszug des DRK-Kreisverbandes beim Decken des Tisches zum Abschluss der Tagung in der Kronberger Stadthalle einmal mehr selbst übertroffen und damit äußerst schmackhaft unterstrichen, dass das DRK mehr kann, als im Betreuungseinsatz bei Katastrophen für Feuerwehrleute nur Würstchen heiß machen und in Brötchen packen. Mehrere Tage lang hatte die Küchenbrigade um Benni Ehrlein eingekauft, und dann in der Küche im Karl-Jüngst-Haus in Oberhöchstadt geschnippelt, gekocht, gesotten und angerichtet, auf dass sich, wie jedes Jahr, wenn die rund 60 Kreisdelegierten nach getaner Tagungsarbeit „zum Essen einfallen“, die Tische, auf denen all das auch fürs Auge adrett drapiert wird, förmlich bogen. Etwa 20 Helferinnen und Helfer waren unter Ehrleins Kommando im Foyer der Stadthalle im Einsatz, legten Schinkenröllchen, Lachstranchen und Hausmacher Wurst nach, schnitten jede Menge Fleischkäslaibe in sättigende Scheiben und waren auch noch für die Getränkeausgabe zuständig. Und als die Selegierten schon längst die gastliche Stätte verlassen hatten, war für das Küchenteam noch immer nicht Feierabend, denn hinterher hieß es auch noch aufräumen.
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Ein Waldbrand Würstchen im Brötchen für ermattete Feuerwehrleute ist sicher auch lecker, der Verpflegungszug des DRK wäre mit dieser Art der Gemeinschaftsverköstigung aber weit unter Wert beschrieben: Bei der jährlichen Delegiertenversammlung des Kreisverbandes in Kronbergs guter Stube, der Stadthalle, setzt sich das Team um Küchenchef Benni Ehrlein immer wieder ein kulinarisches Denkmal, selbst auf die Gefahr hin, mit einem professionellen Caterer verwechselt zu werden. Foto: DRK-Pressestelle