„MFE-Flaschenpost“ - wenn es sein muss, sogar per Quad
Multifunktionale Einsatzeinheiten des DRK versorgen und verpflegen Einsatzkräfte. Rund 50 Mitglieder der Multifunktionalen Einsatzeinheiten (MFE) haben am Donnerstag beim Waldbrand oberhalb von Königstein die Feuerwehrleute bei ihrem Kampf gegen die Flammen mit Essen und Getränken versorgt. Sogar ein Feuerwehrauto, das einen „Platten“ hatte, wurde durch die Beschaffung eines neuen Reifens wieder flottgemacht. Die sechs MFE im Hochtaunuskreis werden solche Einsätze künftig noch besser erledigen können. Die Kreisbereitschaftsleitung des DRK Kreisverbandes Hochtaunus hat sie am Samstag mit einem neuen, ausgeklügelten Materialkonzept noch schlagkräftiger gemacht.
Zur Bekämpfung des Waldbrandes vom Donnerstag, dem oberhalb von Königstein sechs Hektar Wald zum Opfer gefallen sind, waren außer den weit mehr als 200 Feuerwehrleuten aus der ganzen Region auch 45 DRK-Helfer aus dem Hochtaunuskreis im Einsatz. Bereits kurz nachdem abzusehen war, dass der Einsatz bis in den Abend dauern würde, hatte die Einsatzleitung entschieden, die Multifunktionalen Einsatzeinheiten (MFE) des DRK-Kreisverbandes zur Unterstützung anzufordern.
Die DRK-Helfer verteilten 600 Portionen Verpflegung – Würstchen, Eis, Süßigkeiten und palettenweise Getränke an die Einsatzkräfte, im Shuttledienst zwischen der Kronberger DRK-Küche, dem Bereitstellungraum an der B 455 und der Einsatzstelle an der B8/Tillmannsweg. Zwei All Terrain-Vehicles (Quads) der Bergwacht Großer Feldberg und der Kreisbereitschaftsleitung sowie ein Allradfahrzeug des Schmittener DRK, brachten die Verpflegung bis an die vorderste Einsatzstelle mitten im Wald zu den am Rande der Erschöpfung gegen die Flammen kämpfenden Feuerwehrleuten. Der Abschnittsleiter des DRK Sven Urban und DRK-Fachberater Uwe Riehl lobten am Ende des zehnstündigen Einsatzes die gute Zusammenarbeit der MFE. „Wir haben sogar einen Ersatzreifen für ein havariertes Feuerwehrfahrzeug organisiert“, sagte Riehl und Urban ergänzt: „Auch, wenn es sehr lange gedauert hat und für alle sehr anstrengend war, so hat es dennoch auch Spaß gemacht, zu sehen, wie gut die MFE-übergreifende Arbeit geklappt hat, eine rundum gelungene Performance“. Herausfordernd waren jedoch die beengten Platzverhältnisse und das unwegsame Gelände, dass nicht immer eine schnelle Lieferung von Getränken und Essen bis nach „ganz vorne“ gewährleisten konnte.
Die MFE sind ein Einsatzkonzept, das besonders auf die Bedürfnisse im Hochtaunuskreis angepasst ist. Sie stehen nicht allein für Multifunktionalität, sondern auch für schnelle Einsatzbereitschaft, wenn es darum geht, die kurzfristige Verpflegung von Einsatzkräften und von den Einsatzszenarien Betroffenen sicherzustellen. Sie entlasten den Rettungsdienst und versorgen die Einsatzstellen mit Strom, Licht, Zelten, nötigenfalls auch mit Decken. Der Hochtaunuskreis ist in sechs Gebiete eingeteilt, für die jeweils eine eigene MFE zuständig ist. Bisher gab es im DRK fünf MFE für Bad Homburg (MFE 1), Oberursel und Steinbach (MFE 2), Glashütten, Kronberg; Königstein (MFE 3), Friedrichsdorf und Ober-Erlenbach (MFE 4) und das komplette Usinger Land (MFE 5). Um die Flexibilität und Schlagkraft zu erhöhen, wird der Bereich Usingen, Neu-Anspach, Weilrod und Schmitten künftig weiter von der MFE 5 versorgt, Wehrheim, Usingen und Grävenwiesbach werden zum Einsatzbereich der neuen MFE 6.
Dass die Zusammenarbeit der MFE gut funktioniert, hat sich bei dem Einsatz am Fuchsstein oberhalb Königsteins, wenige Tage zuvor aber auch beim Waldbrand am Sandplacken gezeigt. Letzten Samstag wurde die Basis für diese Kooperation noch einmal verbreitert: Die Kreisbereitschaftsleitung konnte den Vertretern der sechs MFE nach mehr als einem halben Jahr akribischer Vorarbeit neue Beladesätze übergeben, die die Arbeit am Einsatzort erleichtern sollen. Neben großen Pavillons für die Verpflegungsausgabe, die sich praktisch „von alleine aufbauen“ und ebenso schnell auch wieder abgebaut sind, gehören dazu farblich abgestimmte einheitlich bestückte Materialkisten für die Bereiche Hygiene (gelb), Verpflegung (grau) und Betreuung (blau). „Die Modulboxsätze enthalten Ge- und Verbrauchsgüter, Kaffeemaschinen, Warmhalteboxen für Heißverpflegung, Mehrweggeschirr und -besteck sowie haltbare Getränke und Lebensmittel für 50 Personen und sind im Kreis nunmehr siebenfach vorhanden“, erklärte Stefan Osthoff, stellvertretender Kreisbereitschaftsleiter, bei der Übergabe. Diese Ausstattung ist ergänzend zur Ausstattung des Landes Hessen, hier besetzt das DRK 2 Betreuungszüge im Hochtaunuskreis. Dessen Strukturen sind jedoch auf langfristige, überörtliche Einsätze und Katastropheneinsätze bei fehlender Infrastruktur vorgesehen. „Somit können im Landkreis kurzfristig bis zu 600 Personen versorgt werden“, sagt Osthoff und erinnert an den Großbrand in einem Reifenlager in der Silvesternacht in Bad Homburg. Das neue MFE-Konzept habe sich dabei, noch als Prototyp, mit der Vorhaltung von 450 Warmverpflegungen, der Evakuierung und Betreuung der Bewohner bewährt. Im Unterschied zum aktuellen Katastrophenschutzkonzept sieht dieses somit auch die Vorhaltung von Getränken und Lebensmitteln vor, wodurch die Züge autark und unmittelbar einsatzfähig sind. Zusätzlich wird der 7. Reservesatz zentral bei der Kronberger DRK-Bereitschaft vorgehalten, wodurch nach erfolgtem Einsatz die Einsatzbereitschaft der entsprechenden Einheit umgehend wiederhergestellt werden kann. Außerdem dient dieser Satz als zusätzliche Einsatzreserve für größere Schadenslagen.
Das einheitliche Modulboxenprinzip mit farbkodierten Euroboxen hat außerdem den Vorteil, dass alle Mitglieder aller MFE schon anhand der Kistenfarbe wissen, was in ihnen steckt.
2020 und 2021 haben sich auch durch die Covid-Pandemie ganz neue Herausforderungen für die Betreuungszüge ergeben, vor allem im Bereich der Hygiene und des Infektionsschutzes, begründet Osthoff den hohen finanziellen Aufwand von 23.000 Euro, den der Kreisverband für die Beschaffungsaktion aufbringen musste. So wurde auch hier ein Schwerpunkt auf die Infektionsschutzausrüstung der Helferinnen und Helfer gelegt.