Flauschige Brückenbauer lassen Senioren strahlen - „Mobiler Streichelzoo“ gastiert im Kaiserin-Friedrich-Haus
Im Kaiserin-Friedrich-Haus, dem Alten-und Pflegeheim des DRK-Kreisverbandes Hochtaunus in Kronberg, tanzen buchstäblich die Mäuse auf dem Tisch herum, und nicht nur die, auch Kaninchen und „Agathe“, das Zwerghuhn. Das alles hat aber seine Ordnung, denn die Besuche von Streichelzoo-Direktor Hans-JürgenRhein mit seiner ganzen Menagerie gehören inzwischen zum Therapieprogramm im KFH.
Tiergestützte Therapieverfahren sind alternativmedizinische Behandlungsverfahren zur Heilung oder zumindest Linderung der Symptome bei psychiatrischen, psychisch/neurotischen und neurologischen Erkrankungen sowieseelischen und geistigen Behinderungen, insbesondere aber auch bei demenziellen Erkrankungen, bei denen Tiere eingesetzt werden.Dass der Kontakt zu Tieren bewusstseinsöffnende Wirkung vor allem bei Seniorenmit krankheitsbedingten,kognitiven Einschränkungen haben kann, macht man sich im Kaiserin-Friedrich-Haus, dem Alten-und Pflegeheim des DRK-Kreisverbandes in Kronberg,zunutze. Geschäftsführerin Giuliana Kotitschke und Jasmin Berghaus, Leiterin Sozialer Dienst, sind vom positiven Ansatz der tiergestützten Therapie überzeugt. Dieses Angebot wird vollumfänglich vom Förderverein der Kronberger Alzheimerstiftung, vertreten durch Brigitte Möller als Vorstandsvorsitzende, finanziert.So ist es gelungen, den durch Funk und Fernsehen bereits bekannten „Mobilen Streichelzoo“ mit seinem Direktor Hans-Jürgen Rhein dafür zu gewinnen, künftig einmal im Quartal mit seiner ganzen Menagerie im KFH für zweiStunden zu gastieren. Der Förderverein der Alzheimerstiftung generiert jährlich Spenden, mit denen Angebote, ausschließlich für die Bewohner des Kaiserin-Friedrich-Hauses, finanziert werden. „Wir sind sehr dankbar für diese Unterstützung und dass der Förderverein derStiftung auch für diesen besonderen Zoobesuch sämtliche Kosten trägt“, sagt Giuliana Kotitschke. Die ersten beiden Visiten haben bereits alle Erwartungen übertroffen: „Inder Pandemie sind wir ständig auf der Suche nach corona-konformen Events für unsere Senioren. Der mobile Streichelzoo passt perfekt in dieses Konzept“, sagt Berghaus und fährt fort: „Tiere, egal ob klein oder groß, wirken wie Türöffner, wenn man sieht, dass alte, sonst völlig in sich gekehrte Menschen plötzlich wieder lachen und strahlen, zeigt das,wie richtig dieser Therapieansatz ist.“
Derweil machen dreiweiße Mäuseundüber die lange Tafel hoppelnde Zwergkaninchenihren Job und tun das, was auch ihnen am meisten Spaß zu machen scheint: Schmusen. Zwerghuhn „Agathe“ gibt den Papagei und richtet sich auf der Schulter der 90-jährigen Gertrud Agricola fröhlich vor sich hinglucksend häuslich ein. Sie sei mit Tieren aufgewachsen, erinnert sich die alte Dame, die plötzlich alle Hände voll zu tun hat, denn zwei flauschige Häschen holen sich bei ihr ihre Streicheleinheiten ab.Gertrud Agricola strahlt, der Kontakt zu den Tieren weckt, wie bei ihrem Tischnachbarn, dem ebenfalls 90-jährigen Dieter Müller, Erinnerungen an glücklicheKindertage. „Ärzte sollten viel öfter Tiere als Medizin verschreiben“, sagt Agricola und Müller nickt zustimmend: „...ja, das wäre ein Traum!“ Nicht nur die Senioren suchen den Kontakt, auch die Tiere streichen den alten Leuten einfühlsam um die Beine, stupsen sie an, als wollten sie sagen: „Nun streichel mich schon...“, allen voran Minischwein „Gabi“, „Susi“, der wuselige Wuschel vom Stamme der Cavalier-King-Charles-Cockerspaniel, und „Zimti“, das Schaf. „Sie heißt so, weil ihr Fell die Farbe von Zimt hat“, erzählt Streichelzoo-Direktor Hans-Jürgen Rhein. Er isteigentlich gelernter Gärtner, kam2014 aber durch Zufall auf die Idee, einen eigenen Streichelzoo zu eröffnen, nachdem er von den Erfolgen der tiergestützten Therapie gehört hatte. Trainieren muss er seine Tiere kaum, „das bringen die sich schon selbst bei, die spielen sich mit ihrer besonderen, tierischen Empathie sehr schnell auf Menschen ein und werden so zu Brückenbauern, da entwickeln sich richtige Freundschaften“, sagt Rhein, der sich natürlich gerne als „Streichelzoo-Direktor“ bezeichnen lässt, ebenso gerne aber auch einfach als „Hasemann“ in „Odenwälder Platt“, von dort kommt er nämlich und dort hat er auch einen Bauernhof mit noch viel mehr Streicheltieren.