Neue Notfall-Krankentransporter für die "etwas leichteren Fälle"
DRK Hochtaunus rüstet seine Fahrzeugflotte weiter auf, hat aber mit Lieferengpässen zu kämpfen Der hauptamtliche Rettungsdienst des DRK Kreisverbandes Hochtaunus hat eine umfassende Verbesserung seiner Organisationsstruktur eingeleitet. Die tragenden Säulen dafür sind die gerade beschafften sechs neuen Notfall-Krankentransportwagen, die die hochwertigeren Rettungswagen bei der Abwicklung niederschwelliger Notfallszenarien entlasten sollen. Aufgrund von Lieferengpässen bei der technischen und medizinischen Ausstattung sind momentan aber nur drei der neuen N-KTW einsatzbereit. Die Rettungsdienstleitung plagen aber auch noch andere Lieferengpässe, etwa bei Ersatzteilen für die drei defekten Notarzteinsatzfahrzeuge. Versorgungsengpässe im Rettungseinsatz gibt es dennoch nicht.
Der DRK Kreisverband Hochtaunus hat für den hauptamtlichen Rettungsdienst gerade sechs neue Krankentransportwagen (KTW) voll ausgestattet zum Stückpreis von rund 150.000 Euro angeschafft, die über Zusatzausstattungen zu Notfallkrankentransporter (N-KTW) aufgerüstet wurden. In dieser Konfiguration rangieren die neuen N-KTW etwas unterhalb der höherwertigen Rettungswagen (RTW), von denen es beim Kreisverband ein Dutzend gibt, davon sieben im 24 Stundendienst. Heiko Himmelhuber, stellvertretender Leiter Rettungsdienst beim DRK, erläutert den Hintergrund der kostspieligen Beschaffungsaktion. Danach ist der DRK Kreisverband Hochtaunus Teil eines zweijährigen landesweiten und wissenschaftlich begleiteten Feldversuchs auf Grundlage des Hessischen Rettungsdienstgesetzes, der nun in die Neuordnung der Bereichsplanung einfließt. „Die Versuchsphase ist abgeschlossen, das Konzept sieht vor, dass die höherwertigen Rettungsmittel wie unsere RTW durch die neuen N-KTW entlastet werden, wobei gleichzeitig auch die Vorhaltungszeiten im Tag- und Nachtdienst etwas in den Abend hinein verschoben werden. Leichtverletzte, die nach ihrer Behandlung in der Notaufnahme der Klinik oft nachts oder spätabends nachhause entlassen werden, müssen nicht mit dem RTW gefahren werden“, sagt Himmelhuber. Die N-KTW sollen bei niederschwelligen Notfällen zum Transport stabiler, nicht lebensbedrohlich verletzter oder erkrankter Patienten ohne Medikamentengabe und mit erträglichen Schmerzen („maximal 5 auf einer Schmerzskala bis 10“, Himmelhuber) eingesetzt werden. „Wir reduzieren damit die Einsätze unserer RTW und entlasten zugleich auch die DRK-Ortsvereine, die über Rettungswagen verfügen und deren ehrenamtliche Rettungs- und Notfallsanitäter derzeit noch sehr häufig meist am frühen Abend im Hintergrund in Alarmbereitschaft versetzt werden“, sagt Himmelhuber. Verkauft oder gar verschrottet werden die durch N-KTW ersetzten KTW auf keinen Fall. Die Fahrzeuge würden Teil des Reservepools, könnten aber auch noch viele Jahre in den Ortsvereinen im Ehrenamt gefahren werden.
Wann die neue N-KTW-Flotte voll eingesetzt werden kann, weiß er derzeit noch nicht: „Einsatzbereit sind erst drei, bei den anderen fehlt es noch an funktechnischer, aber auch rettungsdienstlicher Ausstattung. Selbst die auf jedem Auto zu verlastenden Rettungsrucksäcke kommen wegen Lieferengpässen nicht an Land“, bedauert Himmelhuber, der auf Lieferung bis September hofft, den aber noch weit mehr Sorgen und Probleme im Zusammenhang mit der Mobilität der Rettungsmittel umtreiben, allerdings ohne dass es zu Problemen in der Notfallversorgung käme, „wir bekamen das durch kluge Disposition bisher immer geregelt und das wird auch so bleiben“, tritt Himmelhuber Sorgen, das DRK könne zu spät zum Patienten kommen, entgegen.
Derzeit sei nur eins der drei Notarzteinsatzfahrzeuge (NEF) einsatzbereit, mit unrepariertem Unfallschaden, bei den anderen beiden fehlt es an Elektronikersatzteilen – Liefertermin: unklar. Mit viel Mühe ist es gelungen, ein neues NEF zu beschaffen, das voraussichtlich im August ausgeliefert wird. Zwei weitere NEF sollen dann im Frühjahr 2023 in Dienst gestellt werden können. Die Folge ist, dass die Notärzte derzeit mit einem Leihfahrzeug zum Einsatz ausrücken. Die Kapazität der Rettungsmittel auf der Wache an der Hochtaunusklinik in Bad Homburg ist ausreichend groß, um noch weiter zu kompensieren: Deshalb gibt es zur Überbrückung des Engpasses sogar einen weiteren KTW aus dem Reservepool, der zum Not-NEF umgerüstet ist.
Die Liste der Fahrzeugbestellungen ist damit aber noch lange nicht abgearbeitet. Für 2023 werden, ohne dass es bereits feste Liefertermine gibt, neun, bereits letztes Jahr georderte RTW-Fahrgestelle erwartet, „mit Glück klappt das rechtzeitig“, hofft Himmelhuber. Auf diese sollen dann die generalüberholten Aufbauten („Koffer“) der 2018 beschafften RTW-Flotte montiert werden. „Die Autos haben bis dahin alle Laufleistungen von 200000 km oder mehr und müssen in Absprache mit den Kostenträgern, über die die Beschaffungen refinanziert werden, entsprechend der normalen Lebens- und Einsatzdauer von fünf Jahren ersetzt werden, die Wechselkoffer müssen normalerweise erst nach zehn Jahren erneut werden“, sagt Himmelhuber, für den sich das Wechselkoffersystem, das in immer mehr Rettungs- und Hilfsorganisationen Anwendung findet, außerordentlich gut bewährt hat. Alle derzeit laufenden Fahrzeugbestellungen wurden bereits Mitte 2021 abgegeben: „Bei der derzeitigen Wirtschaftslage, von der immer mehr auch solche Fahrzeuge, wie wir sie brauchen, erfasst werden, steuern die Rettungs- und Hilfeleistungsorganisationen auf eine Mangelverwaltung zu, wer da nicht wie wir das betreiben, recht-, das heißt frühzeitig und vorausschauend bestellt, bekommt Probleme und steht irgendwann ohne Autos da“, erklärt Himmelhuber.
Bildunterschrift:
Die neuen N-KTW sind mit allem, was für die Behandlung und Versorgung nicht lebensbedrohlicher Verletzungen und Erkrankungen nötig ist, ausgestattet, auch was die Einbindung in die rettungsdienstliche Kommunikation anbelangt, etwa mit Mobilfunk-Tabletts zur Dokumentation des Einsatzes in Echtzeit, hier demonstriert von Heiko Himmelhuber, stellvertretender Leiter Rettungsdienst. Foto: DRK Presse